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Die Sache mit den E-Bikes

Ich mag E-Bikes nicht besonders, weil mein Bauchgefühl sagt, dass

  1. die Leute E-Bikes kaufen, die sonst ein normales Fahrrad ohne Antrieb gekauft hätten.
  2. Leute nicht vom Auto aufs E-Bike umsteigen.
  3. E-Bikes sehr gefährlich sind, insbesondere auch für andere Verkehrsteilnehmer (Fussgänger, Radfahrer).
  4. Rentner auf E-Bikes über die wunderschönen Velowege rasen und mir den Ausflug verderben.
Weil ich im Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen gemerkt habe, dass mein Umfeld dem E-Bike-Boom deutlich positiver wahrnimmt, habe ich mich entschlossen, mein Bauchgefühl einem Faktencheck zu unterwerfen: 

Fakt 1: E-Bikes ersetzen die Cityvelos

Die Statistik von Velosuisse zu den Neuverkäufen von Fahrrädern in der Schweiz zeigt es deutlich: Während der Verkauf von Cityvelos seit 2009 kontinuierlich abnimmt, gleichen die Verkäufe von E-Bikes den Verlust aus. In der Summe ist der Markt praktisch stabil geblieben.  



In den Worten von Velosuisse: 
Der Elektrovelo-Boom bedrängt seinerseits das Citybike. Viele KäuferInnen wählen statt des „normalen“ Velos ein E-Bike, fahren damit öfter und legen längere Distanzen zurück. 

Fakt 2: E-Bike-Fahrten ersetzten jeden zehnten Autokilometer

Für 36 Prozent der E-Bike-Besitzer ist das Elektrovelo das wichtigste Fahrzeug, bei 44 Prozent ist es nach wie vor das Auto. E-Bike-Fahrer legen im Schnitt 2600 km pro Jahr zurück. Diese Zahlen stammen aus einer Untersuchung der Ecoplan AG und dem Institut für Marketing und Unternehmensführung der Universität Bern über die Verbreitung, Nutzung und energetischen Auswirkungen von E-Bikes in der Schweiz im Auftrag des Bundesamtes für Energie.

Darin wird auch erhoben, welches Fahrzeug auf den 2600 gefahrenen Kilometern ersetzt wird:


Im Schnitt legen Schweizer pro Jahr 10'000 Autokilometer zurück. Daraus folgt, dass jeder zehnte Autokilometer eines Elektrovelobesitzers durch eine E-Bike-Fahrt ersetzt wird. 

Fakt 3: Unfälle mit E-Bikes sind schwerer als Unfälle mit Fahhrädern

Unfälle mit Toten und Schwerverletzten E-Bike-Fahrern nehmen zu, wie aus der Unfallstatistik des Bundesamtes für Strassen (Astra) hervorgeht. Die Zahlen lassen sich aber nicht mit jenen der Velofahrer vergleichen, weil die Anzahl Fahrräder nicht im Strassenverkehr nirgends erhoben werden (im Gegensatz zu den E-Bikes, von denen 233'000 auf Schweizer Strassen verkehren, wie das Bundesamt für Energie ermittelt hat).

Eine Einordnung der E-Bike-Unfälle aufrund der polizeilich registrieren Unfälle hat die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) im Report «E-Bikes im Strassenverkehr - Sicherheitsanalyse» vorgenommen. Daraus konnte sie die folgende Schlüsse ziehen:

  • Die Zunahme der schweren Unfälle mit E-Bikes von 2011 bis 2013 geht proportional mit der Erhöhung des E-Bike-Bestands einher.
  • Unfälle mit E-Bikes sind schwerer als solche mit Fahrrädern. Das liege daran, dass E-Bike-Fahrer älter und damit verletzlicher seien. 
  • Die meisten E-Bike-Unfälle sind Selbstunfälle
  • Kollisionen ereignen sich meist an Kreuzungen und Kreiseln, weil den E-Bike-Fahrern der Vortritt nicht gewährt wird
Fakt 4: Jeder vierte E-Bike-Fahrer ist Rentner, jeder dritte E-Biker fährt primär als Freizeitbeschäftigung

Auch diese Zahlen stammen aus einer Untersuchung «Verbreitung, Nutzung und energetischen Auswirkungen von E-Bikes in der Schweiz im Auftrag» des Bundesamtes für Energie. Sie sind nicht ein Beweis dafür, dass primär Rentner auf den schönen Schweizer Radwegen blochen, aber ein starkes Indiz, finde ich.

Fazit


  • E-Bikes ersetzen das klassische Fahrrad. 
  • Mit der Zunahme der gefahrenen E-Bike-Kilometer nimmt die Zahl der gefahrenen Autokilometer ab. 
  • Je mehr E-Bikes in Verkehr gesetzt werden, desto mehr schwere Unfälle sind zu erwarten. Dabei gefährden sich die E-Bike-Fahrer primär selber, eine vermehrte Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer ist nicht zu erwarten.
  • Rentner machen dank E-Bikes vermehrt Velotouren.  

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