Direkt zum Hauptbereich

Warum sich Regenwassernutzung oft nicht lohnt

Die Nutzung von Regenwasser für das Bewässern des Gartens, die Toilettenspülung, und fürs Kleiderwaschen erscheint auf den ersten Blick sinnvoll. Bei näherer Betrachtung zeigt sich aber, dass sich der Bau einer solchen Anlage weder aus ökologischen noch aus ökonomischen Gesichtspunkten lohnt.

So funktioniert die Regenwassernutzung

Das Regenwasser, das auf das Hausdach niederschlägt, wird gesammelt, von Schmutzpartikeln befreiet (Filter) und in einer Zisterne gesammelt. Von dort wird es in ein separates Leitungssystem gepumpt, an das Toiletten, die Gartenbewässerung und die Waschmaschine angeschlossen werden können. Die Regenwasserleitungen sind von den Trinkwasserleitungen getrennt, um eine Verschmutzung des Trinkwassers zu verhindern. Einzige Ausnahme: Ist der Regenwasser-Vorrat aufgebraucht, wird das System automatisch mit Trinkwasser gespeist.

Verlockende Vorteile

Ein Drittel des täglich von einem Haushalt verbrauchten Trinkwassers wird buchstäblich die Toilette heruntergespült. Weitere 20 Prozent verbraucht die Waschmaschine. So kann also durch die Nutzung des Regenwassers der Trinkwasser-Konsum um 50 Prozent reduziert werden. Wer Regenwasser nutze, «schont die Natur und das Haushaltbudget», ist darum das Fazit von Daniela Winkler im Magazin «Das Einfamilienhaus».  Es sein unsinnig, Wasser, das aufwändig aufbereitet und in die Haushalte transportiert wird, für Zwecke zu nutzen, für die Regenwasser reichen würde, und gleichzeitig das Regenwasser ungenutzt in die Kanalisation fliessen zu lassen.

Eine Komplettanlage gibt es bereits ab 5000 Franken, wobei der Einbau nicht eingerechnet ist. Rechnet man die Kosten für den Aushub für die Platzierung des Tanks im Garten und das Anlegen eines zweiten Röhrensystems im Haus dazu, dürften die Kosten bei ca. 8000 Franken liegen.
Dass die Regenwassernutzung in Gebieten mit knappem Trinkwasservorkommen sinnvoll ist, ist relativ unbestritten. Anders sieht es aber in Gebieten aus, in denen ausreichende Wasservorräte vorhanden sind.

Keine Einsparung im Leitungsnetzt

Für die Trinkwasserversorgung sind in der Schweiz die Gemeinden verantwortlich. Die Wassernetzte werden auf den Verbrauch zu Spitzenzeiten ausgerichtet, was bedeutet, dass auch nach längeren Trockenperioden genügend Trinkwasser für alle Haushalte zur Verfügung stehen muss (wenn die Regenwassertanks der privaten Haushalte leer sind und der Regenwasserkreislauf mit Leitungswasser gespeist werden muss). Deshalb muss die Kapazität des Frischwassernetzes unverändert hoch bleiben. Weil sich aber die Menge des abgegebenen Frischwassers reduziert, bleibt es länger im Leitungsnetz, was sich negativ auf die Frischwasserqualität auswirken könnte.

Weil bei den Kosten für die Trinkwasserversorgung rund 80 Prozent für den Aufbau und den Unterhalt der Infrastruktur aufgewendet werden und nur rund 20 Prozent variable Kosten anfallen, lassen sich auf Gemeindeebene kaum Einsparungen realisieren.

Keine ökonomischen Vorteile

Ein Kubikmeter Wasser (1000 Liter) kosten in der Schweiz durchschnittlich Fr. 1.60. Ein Haushalt mit einer vierköpfigen Familie verbraucht im Jahr ca. 300 Kubikmeter, womit die Kosten für ein Jahr bei 460 Franken liegen.

Geht man davon aus, dass die Hälfte des Wassers durch eine Regenwassernutzungsanlage mit einer Lebensdauer von 30 Jahren bereitgestellt wird, lässt sich folgender Preis ermitteln:
Investition (Fr. 8000.-) / Betriebsjahre (30) + Trinkwasserverbrauch (Fr. 230.-) = Fr. 496.-
In dieser stark vereinfachten Rechnung nicht enthalten sind die Stromkosten, Zinskosten und allfällige Unterhaltsarbeiten an der Regenwassernutzungsanlage.

Belastung mit Schwermetallen

Weil das Regenwasser über das Hausdach aufgefangen wird, wird es mit Schwermetallen und Keimen verschmutzt und deshalb nicht geniessbar. Deshalb muss der Hahn im Garten speziell gekennzeichnet («Kein Trinkwasser») und vor dem Gebrauch durch Kinder gesichert werden. In der Waschmaschine sollte es nur für Kochwäsche genutzt werden.  So stellt sich die Frage, ob der Trinkwasserverbrauch tatsächlich um 50 Prozent reduziert werden kann.

Fazit

Wo genügend Trinkwasser vorhanden ist, bringt eine Regenwassernutzungsanlage weder ökonomische noch ökologische Vorteile.  Würde man die graue Energie mit einberechnen, die für die Erstellung der Anlage verbraucht wird, dürfte die Energie- und Umweltbilanz sogar deutlich negativ ausfallen.

Quellen:
Das Einfamilienhaus, Ausgabe 3/2010, S. 74
Sinvolle Regenwassernutzung in der Gemeinde Köniz, Reiner Gitzel, Juli 2020
http://www.trinkwasser.ch/dt/html/download/pdf/twi14.pdf
www.faserplast.ch

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Sache mit der Alldock Wireless Ladestation - Testbericht

Auf der Suche nach einer guten Ladestation für all die Smartphones, Tablets und eReader in unsrem Haushalt bin ich auf die Alldock Wireless Ladestation gestossen. Hier erfahrt ihr, was sie taugt.  Nach dem Test der 4smarts Family+ Ladestation hatte ich eigentlich nicht das Bedürfnis, möglichst rasch wieder etwas aus dieser Gerätefamilie zu testen. Doch dann habe ich mir eine neue Grafikkarte gekauft ( hier das Video dazu ) zu spät gemerkt, dass ich dafür noch einen Adapter HDMI zu Mini Display-Port benötige. Um keine Portkosten berappen zu müssen, stöberte ich im Angebot von Digitec und sah dieses Produkt:  Das ist die Alldock Wireless Ladestation . Eine Ladestation, die Handys, Tablets, E-Reader und diverse andere Geräte gleichzeitig aufladen kann – entweder kabelgebunden oder über die Qi-Schnittstelle durch auflegen. Das sieht dann etwas so aus:  Die von mir bestellte Alldock Wireless Ladestation kostet bei Digitec 143 Franken. Um zu verstehen, wie sie funktioniert, schauen wir uns

Die Sache mit Pivo Pod - Testbericht

«Wie ein Kameramann, nur viel besser!» Mit diesem Spruch wird Pivo Pod  beweroben, nicht viel mehr als eine Halterung für das Smartphone, die 360° rotieren kann. Die wichtigste Funktion: Dank Pivot richtet sich das Smartphone immer auf den Protagonisten des Videos aus:  Das Gerät kostet in der einfachen Version rund 100 Dollar, ich habe mir die Pivot Silver Edition gekauft, die mehr als doppelt so schnell rotieren kann und 140 Dollar kostet. Weitere 10 Dollar fallen für die Versandkosten an.  Das kann der Pivo Pod Wer Pivo nutzen will, muss auf dem Smartphone die Pivo App installieren. Sie ermöglicht unter anderen folgende Funktionen:  Gesicht erkennen und verfolgen Streaming auf mehrere Social-Media-Kanäle Auslösen der Kamera durch Geräusche oder Gesten Erstellen von Panorama-Aufnahmen Zeitraffer-Aufnahmen mit Schwenk Die ersten Schritte mit Pivo Pivo ist auf den ersten Blick sehr stabil und solide gebaut. Das Smartphone lässt sich über einen einfachen Schraubmechanismus einspannen un

Neutrale Hintergrundfotos für Videokonferenzen (mit Download)

Wer bei Video-Konferenzen mit Zoom, Skype oder Teams den Blick in die privaten Räumlichkeiten verhindern will, hat zwei Optionen: sich vor einen neutralen Hintergrund setzen (zum Beispiel eine Wand) einen virtuellen Hintergrund einrichten Ich persönlich sitze meistens am Schreibtisch, wenn ich an einer Videokonferenz teilnehme. Da ich den Arbeitsplatz nicht verschieben mag, kommt die erste Option für mich nicht in Frage.  Das ideale Hintergrund-Foto für Videokonferenzen Bei der zweiten Option stellt sich die Frage, was ein gutes Bild für einen virtuellen Hintergrund ist. Für mich gelten folgende Kriterien:  das Hintergrundbild zeigt nichts, was ablenkt das Hintergrundbild ist nicht als solches zu erkennen Beide Kriterien erfüllt die Option 1: Eine neutrale Wand. Ich habe drei Varianten fotografiert, das sieht dann so aus:  Gefällt Dir eine der Varianten? Klicke auf die Bilder, um sie dann in der Originalgrösse herunterzuladen: