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Die Sache mit dem 1/5-Marathon

Freitag, 14. August 

Meine Frau sitzt am Computer und meldet die Töchter für den «Wabere-Louf» an (1,2 km für die Kleinen) und meint, da könne ich ja auch mal rennen, und antworte ja und sie fragt ob 4,3 oder 8,3 Kilometer und ich wähle 8,3.

So weit ist das ja nicht, denke ich, das schafft man auch nach 20 sportfreien Jahren, und ich fahre ja fast jeden Tag mit dem Velo zur Arbeit, und der Lauf ist ja erst in 14 Tagen.

Montag, 17. August 

Ich habe mir eine Route zurecht gelegt, die in etwa 8 Kilometer lang ist, die Thurnschuhe aus dem Keller geholt und mache mich nach dem Nachtessen mit beschwingten Schritten auf den Weg. Nach der Hälfte der Strecke ist fertig lustig, ich wechsle vom Joggen ins Gehen, nach hundert Metern zurück zu 100 Meter Joggen, dann wieder zum Gehen und in diesem Wechsel quäle ich mich nach Hause, setzte mich an den Computer vor Google Maps und stelle fest: das waren nur 3,7 Kilometer.

Dienstag, 18. August 

Am nächsten Morgen schmerzen die Waden, aber es naht Hilfe: Ein Arbeitskollege erzählt beim Kaffee, wie er in den Ferien eine neue Lauftechnik entdeckt hat, wie viel schneller und besser er jetzt joggen kann und überhaupt, was der Wolfgang Bunz für ein toller Hecht ist. Und natürlich will ich alles darüber wissen und lernen, und genau für solche Sachen wurde YouTube erfunden, und gerne lass ich euch daran teilhaben:


Noch am selben Abend bin ich wieder unterwegs, nicht aber bevor ich auf Google eine neue Laufstrecke ermittelt habe, die tatsächlich über 8 Kilometer lang ist, jogge in weiten Bunz-Schritten los und kann nach zwei Kilometern nicht mehr. Bleibt jetzt nur noch, die Übung abzubrechen, die nächste Abbiegung nach Hause zu nehmen und mir einzugestehen, dass man auch einen Fünftelmarathon nicht einfach so macht. Aber zwei Kilometer in Jogging-Klamotten Nach-Hause-Wandern ist auch doof und ich beherzige den Rat meiner Frau, nur so schnell zu rennen, dass ich dazu noch locker plaudern könnte, trotte ich los, bemitleide mich für meine Unsportlichkeit, rennen an der nächstmöglichen Abzweigung vorbei, auch an allen weiteren und bringe die restlichen sechs Kilometer hinter mich, ohne noch einmal anzuhalten.

Mittwoch, 19. August 

Die Treppe abwärts komme ich nur noch, wenn ich mich an einem Handlauf abstützen kann. Jeder Schritt ist eine Qual.

Donnerstag, 20. August 

Nach dem Nachtessen noch einmal der Versuch, die Strecke ohne zu gehen und ohne anzuhalten zu bewältigen. Langsam loslaufen, langsam bleiben, und dann einfach durchziehen bis am Schluss. Nach rund einer Stunde bin ich wider zu Hause. Als Motivation schaue ich mir die Zeit des Vorjahressieges am Wabere-Louf an: 28 Minuten, 7 Sekunden, way to go.

Sonntag, 23. August

Noch einmal die «lange» Runde zwischen Frühstück und Mittagessen. Nach jedem Kilometer versuche ich, für ein paar Schritte auf die Bunz-Technik zu wechseln, 40 Meter später bin ich heftig schnaufend zurück im Überlebensschritt.

Dienstag, 25. August

Um das Joggen im Pulk zu üben schlisse ich mich meinen sportlichen Arbeitskollegen an, die Dienstags über Mittag immer rennen. Jetzt kann ich auch üben, was es heisst, so schnell zu rennen, dass man noch plaudern kann, was bei mir sofort zu heftigem Seitenstechen führt. Aber glücklicherweise passt die Gruppe das Tempo dem langsamsten Mitglied an, so dass ich auch diese Runde ohne Stopp schaffe. Zwischen 7 und 8 Kilometer soll diese Laufstrecke lang sein.

Freitag, 28. August

Um 19.35 ist es so weit, ich starte fast zuhinterst, keine Gefahr, zu schnell loszurennen. Der Lauf geht über zwei Runden durchs Quartier. Um zu testen, ob ich zum Rennen wirklich schwatzen könnte, grüsse ich Nachbarn am Strassenrand und bedankte mich bei den Streckenposten für ihre Arbeit. Von Zeit zu Zeit überhole ich jemanden oder werde überholt, das Feld zieht sich in die Länge. Das letzte Viertel des Laufes wird der Abstand zur Läuferin vor mir und zum Läufer hinter mir so gross, dass es ist, als wäre ich alleine unterwegs, und erst jetzt beginnt es mir wieder richtig zu gefallen. Nach 48 Minuten und 42 Sekunden bin ich im Ziel:


Und das sind die drei wichtigsten Sachen, die ich in diesen 14 Tagen gelernt habe:

  • 14 Tage Vorbereitung reichen, um einen Fünftelmarathon am Stück zu rennen, nicht mehr und nicht weniger.
  • Wolfang Bunz hat einen unglaublichen Laufstil drauf, und wenn ich jetzt ein Jahr lang konsequent trainieren würde, könnte ich den sicher über bis zu fünf Kilometer durchhalten. 
  • Wenn Du mit einem Gurten-Bier-T-Shirt in Wabern an einen Volkslauf gehst, hast Du die Sympathien aller Zuschauer und Streckenposten und sie erkennen Dich in der zweiten Runde sofort wieder. 

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